Kanutour in Värmland bei Arvika (Schweden)

Kurze Tourenbeschreibung

Ausschnitt aus der Karte, rot unsere Route

Vom Touristcenter auf dem Glafsfjorden südwärts. Über eine Umtrage durch Högerud zum See Värmeln. Dort dann weiter südwärts (diesem bezauberndem See verdankt die Landschaft übrigens ihren Namen). Später durch den Langstasundet auf den See Bölosen. Weiter nach einer kurzen, aber nicht ganz einfachen Umtrage auf dem Långsjön See bis nach Malsjö. Die nächste Umtrage zum Grumsfjorden und über den See nach Borgvik. Der südlichste Punkt ist erreicht. Jetzt geht es zurück, nachdem eine Stromschnelle umgangen wurde, durch den Borgvikeälven auf den Lilla Värmeln. Über die letzte Umtrage erreicht man wieder den Glafsfjorden und paddelt zurück ins Touristcenter. Mehrere Abstecher und auch Abkürzungen sind möglich. Einkaufsmöglichkeiten gibt es an der Strecke genug.

   

Als erstes einige wichtige Verhaltensregeln in Schweden, dass so genannte

Jedermannsrecht - Jedermannspflicht

Das Recht der Bevölkerung auf Nutzung der freien Natur besteht seit vielen hundert Jahren. Dadurch war es möglich sich zu Fuß, zu Pferde oder zu Wasser von einem Ort zum anderen fortzubewegen uns dabei den Grundbesitz anderer Personen zu überqueren.
Bei einem solchen Aufenthalt konnte man eine Nacht an einem anderen Ort übernachten, ein Feueranzünden, wobei jedoch nur auf dem Boden liegende Zweige verwendet werden durften. Für eine Mahlzeit durfte man wild wachsende Beeren pflücken und Pilze sammeln.
Dieses einzigartige Recht ist bis heute erhalten geblieben und gibt uns die Möglichkeit, uns frei in unserer herrlichen Natur bewegen zu können. Aber dieses Recht auferlegt allen, die sich in freiere Natur aufhalten und fortbewegen, auch Pflichten. Es fordert Rücksichtnahme gegenüber allen, die dort wohnen oder sich gleichzeitig mit uns dort aufhalten, gegenüber allen Tieren, Pflanzen und Bäumen. Das ist besonders wichtig im Frühjahr und Vorsommer, wenn die Tiere Junge geworfen haben.
Das Jedermannsrecht kann in einigen wenigen Worten zusammengefasst werden:
"Schauen, ohne gesehen zu werden, lauschen, ohne gehört zu werden, und keine Spuren hinterlassen".
Folgt man dieser Regel, kommt man weder mit der Tierwelt, der Natur noch anderen Menschen in Konflikt.

Erlaubt ist

Nicht erlabt ist
  • sich über Grundstücke und Gewässer anderer Personen zu Fuß oder zu Wasser fortzubewegen.
  • ein geschlossenes Gatter zu einem Feld oder einer Wiese für kurze Zeit zu öffnen, wenn es nach der Benutzung sofort wieder geschlossen wird.
  • ein Zelt eine Nacht an einem Ort aufzustellen, wenn niemand gestört wird. Zeltet man mehrere Nächte, ist die Erlaubnis des Grundeigentümers einzuholen.
  • an Land zu gehen, ein Boot, Floß oder ähnliches festzumachen, aber nicht in der Nähe von Wohnhäusern oder Ferienhäusern.
  • ein Feuer anzuzünden, wenn es nicht verboten ist und keine Gefahr der Ausbreitung besteht. Es sind nur auf dem Boden liegende Zweige zu verwenden. Man muss sich selbst informieren , ob Anzünden von Feuer verboten ist, und hat dafür Sorge zu tragen, dass das Feuer vollständig gelöscht wird.
  • Beeren und Blumen zu pflücken, Pilze zu sammeln. Pflanzen unter Naturschutz dürfen nicht gepflückt werden. Man muss sich selbst darüber informieren, um welche Pflanzen es sich handelt.
  • Zu angeln, aber normalerweise ist eine Anglerkarte erforderlich. Man muss sich selbst über die betreffenden Bestimmungen informieren.

 

  • Getreide auf dem Halm und Schonungen zu beschädigen, Bäume und Sträucher zu fällen oder zu beschädigen.
  • sich auf dem Grundstück anderer fortzubewegen oder aufzuhalten. Das Grundstück braucht nicht eingezäunt zu sein, sondern gehört zu einem Wohnhaus oder Ferienhaus. Das gilt auch, wenn sich dort keine Personen aufhalten.
  • Gatter geöffnet zu hinterlassen, so dass Vieh die Weide verlassen kann.
  • auf der Erde liegendes abgesägtes und zerkleinertes Holz einzusammeln, da dies der Grundbesitzer wahrscheinlich zur eigenen Verwendung vorbereitet hat.
  • in der Nähe von Wohn- oder Ferienhäusern ohne Erlaubnis zu zelten, auch wenn sich dort zum aktuellen Zeitpunkt niemand aufhält.
  • mehrere Tage ohne Erlaubnis des Grundeigentümers am gleichen Ort zu zelten. Gruppen dürfen nur mit Erlaubnisdes Grundeigentümers zelten.
  • an einer Anlegestelle oder einem Strand, in der Nähe von Wohn- oder Ferienhäusern an Land zu gehen, ungeachtet dessen, ob sich dort jemand zum aktuellen Zeitpunkt aufhält oder nicht.
  • in ausgeschilderten Vogelschutzgebieten u. ä. an Land zu gehen.
  • auf einem Felsen/einer Klippe ein Feuer anzuzünden, da ständige Schäden durch Risse/Spalten entstehen können.
  • Beeren, Pilze u. ä. auf Grundstücken anderer oder in Gärten zu sammeln, auch nicht in der Nähe von Wohn- oder Ferienhäusern, weil die Früchte angebaut sein können. Sie werden dann als Dieb betrachtet.
  • zu jagen, Vogelnester oder Vogeleier zu sammeln.
  • Abfall in der Natur zu hinterlassen. Das ist strafbar! Abfall ist mitzunehmen. Bleibt eine Pilztüte im Wald liegen, wird sie von Tieren zerrissen und verunreinigt Wald und Flur. Glas, Dosen und Kunststoff können Menschen und Tiere verletzen. Es ist auch verboten, Abfall einzugraben. Toilettenpapier und Exkremente sind unbedingt einzugraben. Nehmen Sie deshalb immer einen Spaten mit!

 

1. Tag: Anreise

Am 24.07.2002 ging es los. Zeitig am Morgen traf ich mich mit meinem Kumpel Ado, der auch mit in Tibet war. Wir beluden das Auto mit dem Nötigsten, was man so braucht, wenn man in den Norden fährt. Gegen 05:30Uhr, also noch in der Nacht fuhren wir los. Recht zügig ging es über Deutschlands Autobahnen nach Norden. Dank Navigationssystem wurden Staus angesagt, spätestens dann wenn man drin stand. Wir hatten Glück, selbst in Hamburg war der Elbtunnel frei.  Damit waren wir schon gegen 10:00Uhr an der deutschen Nordgrenze. Wir kauften noch in Neumünster ein frisches Brot und Brötchen für die Fahrt und die ersten Tage danach. Bei Flensburg erreichten wir dänischen Boden. Weiter ging es gen Norden, bis wir endlich Richtung Osten abbogen und von Nyborg bis Korsǿr über den "Großen Belt" (Storebælt) fuhren.

Brücke über den Großen Belt

Die mautpflichtige Verbindung der Inseln Fünen und Seeland ist ca. 18km lang. Die Überfahrt kostete mit Kreditkarte 240DKr. Die eigentliche Brücke ist eine erdverankerte Hängebrücke mit einer Gesamtlänge von 6,8km, einer Hauptspannweite von 1624m und der Pylonenhöhe von 254m. Vom ersten Teil aus, ist das Foto, aus dem Auto heraus, entstanden.

Wir hatten uns entschieden die Hinfahrt ohne die Benutzung einer Fähre zu gestalten. Deshalb kam nach einiger Zeit die nächste große Brücke. Zu unserem Erstaunen fuhren wir erst mal nach unten.

Brücke über den Oeresund, von Kopenhagen nach Malmö (*)

Nach einem Tunnelstück ging es dann übers Wasser nach Schweden. Die Schrägseilbrücke überspannt in 490m bei einer Gesamtlänge von 7845mden Öresund. Sie verbindet seit dem Jahr 2000 Kopenhagen mit Malmö. Der erste Spatenstich erfolgte 1993. Im Fachwerk unten fährt die Eisenbahn oben der Autoverkehr. Die Überfahrt war ähnlich teuer (220DKr).

Jetzt hatten wir schon mal unser Zielland erreicht. Einige Stunden benötigten wir noch bis zum Autobahnende in Udevalla. Die Fahrt war für deutsche Verhältnisse äußerst angenehm. Außer um Göteborg war recht wenig Verkehr und Dank Tempomat schlief auch nicht der Gasfuß ein. Jetzt wurde es noch ruhiger auf der Landstraße in Richtung Vänersee, Schwedens größtem Binnensee.

Rezeption des Campingplatz Arvika

Gegen 18:00Uhr erreichten wir den Campingplatz in Arvika. Wir hatten ca. 1350km hinter uns gebracht und waren doch etwas froh aus dem Auto zu kommen. Unsere beiden Kameraden, die aus Berlin angereisten, waren schon vor 1h eingetroffen.

Hütte bei Arvika, Unterkunft für die 1.Nacht in Schweden Sie hatten sich zum Glück sofort um eine feste Unterkunft für die erste Nacht in Schweden gekümmert. Da es recht feucht war, es hatte die meiste Zeit geregnet oder zumindest genieselt, war alles recht aufgeweicht und feucht. Wir bekamen eine sehr schöne Hütte für eine Nacht. Ich machte mich mit Ado's Freunden bekannt und wir berieten bei Tee und Bier die Route, für die nächsten Tage. Die Boote bekamen wir nicht mehr, da das Touristcenter 17:00Uhr schloss.

2. Tag: Beginn der Kanutour

Beladen de Kanus, noch ist es bewölkt

Wir schliefen erst mal aus. Nach einem guten Frühstück fuhren wir ins "Arvika Kanot & Touristcenter". Wir konnten uns am Vorabend noch nicht endgültig über die Route entscheiden. Heute mussten wir aber nun. Nach einigem Hin und Her wurde festgelegt, dass wir ohne extra Transport gleich vor Ort starten und uns eine ca. 100km Tour vornahmen. Es war die Variante E. Wir berappten alles in allem ca. 2700 SEK für die Ausrüstung. Zum sicheren trockenen Transport sind die 60l Tonnen gut geeignet. Wasserdichte Säcke gibt es auch zu kaufen, aber die sind recht teuer und lohnen sich nur, wenn Ihr öfter auf solche Touren geht. Ich kaufte sie schon in Braunschweig bei SFU.

   

Tipp:

Nehmt Euch unbedingt je Boot 2 Gurte mit, damit Ihr auf den Umtragen das Boot gut ziehen könnt. Das Seil mit dem die Ausrüstungsgegenstände im Boot gesichert werden ist ungeeignet und mit der Hand geht es noch schlechter.

 

Beladen, Schwimmweste um und los gings

Wir fuhren mit den Autos bis fast ans Wasser und beluden unsere Boote. Das Wetter war auch nicht so schlecht wie am Vortag. 12:00Uhr war es dann soweit. Nach einer kurzen Einweisung stiegen wir ins Boot und paddelten los. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten fuhren wir recht gut geradeaus und das Abenteuer konnte beginnen.

Die erste Umtrage ist erreicht

Am linken Ufer des Sees entlang fuhren wir auf dem Glasförden nach Süden. Die erste recht große Insel "Hungviksön ließen wir rechts liegen und suchten gegen 14:30 die erste Umtrage. Es stellte sich heraus, dass sie nicht so leicht zu finden war. Wir paddelten genau auf die Kirche von Högerud zu, die über den Wipfeln der Bäume zu sehen ist. Am Ufer hält man sich dann noch etwas rechts. In einer kleinen Bucht, geht man vor einer kleinen Mole nach links an Land. Nachdem der Kanuwagen unter das Boot geschnallt war ging es zu Fuß weiter.

das Wasser wieder erreicht setzten wir wieder ein

Erst links, dann über die Hauptstraße (175) den Berg hinauf. Immer auf der Straße vorbei an 3 Seen. Die Strecke war recht hügelig und die Straße leider in Bau (geplant bis Okt. 2002). Nach Ingersbyn ging es wieder durch Wald recht steil bergab. Vor einer kleinen kaum erkennbaren Brücke geht es rechts in den Wald und nach ca. 50m ist links das Wasser erreicht. Für die ca. 5,5km benötigten wir doch 2,5h Stunden. Inzwischen war die Sonne erschienen und das Wetter war einfach fantastisch.

auf dem Wasserarm in Richtung Värmeln See

Wieder im Wasser paddelten wir durch einen schmalen Seitenarm auf den Värmeln. Das Wasser war hier wie ein Spiegel. Auf einer kleinen Insel machten wir kurz für einen Imbiss Halt. Dort überraschte uns noch mal ein Regenschauer (der letzte für die nächsten Tage) urplötzlich. Wir schafften es gerade noch alles abzudecken. Auf dem See wurde es dann wieder windiger (Gegenwind). Quer zu den Wellen paddelten wir langsam weiter südwärts bis wir 18:50Uhr unsere Insel für die Nacht erreichten. Angekommen bauten wir die Zelte auf und prüften erst mal das Wasser. Es war ausgezeichnet, und es war auch noch eine Runde schwimmen drin.  Wassertemperatur ca. 18°C (geschätzt). Die Insel war Teil einer Gruppe auf der Höhe des Ortes Nussviken, aber auf der anderen Seite des Sees. Nachdem anschließenden Abendbrot wurde ein Feuer angezündet und wir saßen bis nach Mitternacht beieinander. Mit Antimückenspray waren auch die anfänglich vorhandenen Mücken kein Problem. Der Wind legt sich nach 20:00Uhr fast vollständig.

 

Tipp:

"Antibrumm" aus einem Outdoorladen, Ado kaufte es bei "Sachen für Unterwegs (SFU) in Braunschweig, half am Besten.

das Zelt stand zum 1.Mal

Sonnenuntergang bei Windstille

3. Tag: auf dem Värmeln

Ein Ameisenhaufen, hier war kein guter Lunchplatz

Nach dem Wachwerden, einer Runde Schwimmen und dem Frühstück wurde alles zusammengepackt und wir paddelten gegen 10:30Uhr  weiter. Quer über den See in Richtung Brunskog. Wir wollten uns die Eisenbahnbrücke über den See anschauen. Aus einiger Entfernung erkannten wir aber schon, dass es mehr ein Damm war und machten auf Höhe der Insel Getön kehrt. Ab dem Moment wehte uns der Wind wieder ins Gesicht.

der ideale Lunchplatz Vorbei an Hästön und Granön landeten wir auf Adelsön zum Mittag an. Wieder auf der anderen Seeseite angekommen paddelten wir in der Nähe des Ufers weiter nach Süden. Hier waren die Wellen auch nicht ganz so hoch, d.h. ohne Schaumkronen. Vorbei an kleinen Inseln mit Runengräbern, wie wir später erfuhren, da uns die Karte hier leider die Zeichenerklärung schuldig blieb.
   
gegen den Wind waren die bBeiden anderen besser, weil länger

Auf einer sehr schön gelegenen Insel in der Nähe der nördlichen Spitze der Halbinsel Näset, am Abzweig des Langstasundet campten wir in unserer 2. Zeltnacht.

Auf der Insel stand schon ein Zelt. Wie sich herausstellte waren es auch 2 Deutsche. Abends am Lagerfeuer luden wir die beiden ein und schnackten noch bis in die Nacht. Für das Zelt fanden wir einen herrlichen Platz, sehr eben und mit guter Sicht nach 3 Seiten direkt aufs Wasser. Nur die Heringe wollten nicht in den Fels, der nach ca. 10cm Waldboden kam. Zur Sicherheit banden wir eine Ecke des Zeltes an einem Baum fest. Das Zelt wurde mit Steinen fixiert. Nach 0:00Uhr sahen wir einen sehr schönen Mondaufgang. Leider war unser Wasser und Brot mit dem Abend fast zu Ende, so dass wir uns vornahmen am nächsten Tag einzukaufen.

Thomas und Poll beim entfachen eines prächtigen Feuers

der Mond ist aufgegangen (ca. 0:30Uhr)

der auf Stein gelegene sonst sehr schöne Zeltplatz

sehr schöner Smetterling, auch die kleinen Dinge sollte man beachte.

       

Tipp:

Später wieder zurück in der Heimat, fand ich auf der Rückseite der Karte die Erklärung der fehlenden Zeichen.

4. Tag: auf schmalen Seen

Blick auf den Anlegesteg vor Braten

Auf unserer Anhöhe frühstückten wir gemütlich und nachdem wieder alles verstaut war paddelten wir e erst mal zum Einkaufen nach Braten. Vom Wasser aus war der Ort kaum zu erkennen. Wir legten an einem Bootssteg an, der zu keinem Privatgrundstück gehörte und sich rechts am Ende des Wasserarms befand.

   
Ado bewachte die Boote, sicher ist sicher

Mit unseren Wasserflaschen bewaffnet gingen wir in Richtung Hauptstraße. An einer Weggabelung sprachen wir ein älteres Ehepaar an, ob sie uns nicht etwas Wasser geben könnten. Sie waren sehr freundlich und während wir in Ihrer Küche unsere Wasserflaschen füllten ergab sich ein sehr interessantes Gespräch. Die Hauptstraße erreicht, kauften wir im Laden ein und gingen zurück zum Boot. Zum Dank schenkten wir den Wasserspendern noch 2 Dosen deutsches Bier wofür man sich sehr bedankte. Auf die Frage, ob es hier Elche gibt, erzählte er von einem Besuch eines sehr großen in seinem Garten.

Wieder im Wasser, fuhren wir jetzt mit dem Wind im Rücken zu unserem Nachtquartier zurück und bogen ab durch einen schmalen Kanal auf den Bölösen. Vor der nächsten Umtrage stärkten wir uns mit einem Hühnersüppchen und dem frischen Brot. Am Ende de Sees mussten wir mit dem Boot dann wieder aus dem Wasser.

Tipp:

Auf die Wochenendhäuser zu fahren, links halten und einen sehr schmalen Waldweg suchen. Im Prinzip quer zur eigentlichen Fahrtrichtung, da man um die Privatgrundstücke außen herum muss. Ein Schild war an diesem Ende der Umtrage nicht zu sehen. Ich würde sie als (M) einstufen

       
Auf der Fahrt nochmal ein Blick auf die Insel der letzten Nacht

auf der kurzen aber recht anstrengenden 2. Umtrage

wieder am Wasser, normalerweise sollten diese Schilder an jeder Umtrage stehen

Nach dem Dinner

Dort zogen wir ein Boot mit vereinten Kräften bis auf einen befestigten Fahrweg (Zufahrt zu den Grundstücken auf der schmalen Landzunge). Oben angekommen holten wir das 2. Boot. Der Weg war sehr feucht und mit Wurzeln übersäht. Genau so steil ging es wieder runter zum nächsten See. Nach ca. 400m war der erreicht. Wir setzten die Boote wieder ein und paddelten weiter. Die Insel, die wir uns als Nachtquartier vorstellten war leider privat (Haus), so dass wir weiter mussten und das erste mal auf dem Festland übernachteten. Wir suchten eine ganze Weile bis wir ein geeignetes Plätzchen fanden. Dort (gegenüber der Ortschaft Lång) angekommen (18:00Uhr) bereiteten wir nach dem Aufbau des Zeltes und des obligatorischen Schwimmens ein Festtagesmenü zu. Unter Aufbietung aller Kocher wurden Super-Nudeln zubereitet. Auf dem Festland war der Baumbewuchs deutlich dichter und es gab auch mehr Mücken.

5. Tag:  über den Grumsfjorden nach Borgvik

Um 10:15Uhr wurde weiter gepaddelt. Nach kurzer Zeit erreichten wir in einem sehr schmalen Wasserarm auf der linken Seite die Umtrage. Raus ging es einfach und direkt auf einem asphaltierten Straße zogen wir die Boote bis es nicht mehr geradeaus ging. Dort bogen wir links in Richtung Borgvik ab. Nach 10mm erreichten wir die Brücke über den Wasserarm. Es waren beiderseits Spuren vom Einsetzen von Booten zu sehen. Da der Arm aber fast  zugewachsen war zogen wir weiter. Den normal auf der Karte angegeben Weg, nach weiteren 300m links weg in Richtung Sandacker. Dort nach einer Scheune sollte es links übers Feld zum Wasser zurückgehen. Wir testeten den Weg erst mal ohne Boote und erkannten: hier geht es nur mit größter Mühe weiter. Wir entschieden auf dem Weg weiterzugehen. Poll fragte eine Passantin, die uns einen Weg vorschlug. Der Test dessen ergab aber, dass wir überhaupt kein Wasser reichten. So blieb uns nichts weiter übrig als die Boote bis Ingersbyn weiter zuziehen. In Ingersbyn verpassten wir allerdings den direkten Weg zum See, da der wahrscheinlich durch ein Grundstück nach links von der Straße nach Ugglebraten abzweigt. (Es ist nicht die Gabelung am Anfang des Ortes) Am Wasser angekommen mussten wir ein Privatgrundstück überqueren um ins Wasser einzusetzen. Nach diesen anstrengenden 7km hatten wir uns auf der nächsten Insel eine Lunchpause verdient. Danach paddelten wir mit frischen Kräften und zerstochenem Körper (vom langen Landgang und den Testläufen durch die Wiesen) weiter auf dem Grumsfjörden um die Insel Dragsön. Links sah man die Brücke nach Grums, einer Stadt ähnlich Arvika, die am Asfjorden einem Arm des Vänern liegt.
unsere Insel südlich von Borgvik

Wir hatte die vom Ausgangspunkt am weitesten entfernt liegende Stelle erreicht. Von hier aus ging es sozusagen wieder zurück. Bei Sundängen dachten wir schon es geht nicht mehr weiter, da Schilf fast den ganzen Wasserarm erobert hatte. Durchs Schilf um die nächste steil aus dem Wasser aufragende Insel herum in den Borgviksjön hinein war es einfach märchenhaft schön. Über den See bis südlich der Ortschaft Borgvik paddelten wir noch. Auf der Insel, die wir 17:00Uhr erreichten trafen wir einen Angler, er hatte nur leider nichts gefangen.

Wir luden aus und fuhren mit dem leeren Boot rüber ins Dorf. Dort versteckten wir das Boot und besichtigten den Ort.

Kirche von Borgvik Altar in der Kirche zu Borgvik Kanzel in der Kirche zu Borgvik

Die Kirche von Borgvik wurde in den Jahren 1716 bis 1718 auf Initiative und mit Unterstützung des damaligen Eigentümers der Eisenhütte Borgvik, Erik Borgström, erbaut. Der Kirchturm kam in den Jahren 1735 bis 1741 hinzu, und eine Gruftkapelle für die Familie Borgström wurde 1744 erbaut. Diese Kapelle wird seit einem Umbau im Jahre 1842 als Sakristei benutzt.

restauriertes Gebäude des Heimatmuseums

Wasserfall an der alten Eisenhütte in Borgvik, rechts das Restaurant

Schama der Eisenhütte

Die Eisengewinnung in Borgvik ist bereits durch einen Kaufbrief aus dem Jahr 1627 belegt. Im Laufe der Zeit entstand hier die größte Eisenhütte Värmlands. 1862 begann man mit dem Bau eines Hochofens, der 1865 fertig stand. Am 15. Dezember 1865 wurde der Ofen zum ersten Mal angeblasen und lief bis zum 25. September 1871. 2110 Tage und Nächte - das ist die längste Prozessperiode, die es in Schweden je gegeben hat.
Das Eisenerz wurde vom Hafen zum Erzplatz (Malmtorget) transportiert und dort abgeladen. Über eine Winde gelangte das Erz in den Röstofen (Rostugn), wo es vor gebrannt wurde, um Wasser und Schwefel abzuscheiden. Danach kam das geröstete Erz zum Zerkleinern in den Brecher (Malmkross). Auf einer Transportbahn gelangte das zerkleinerte Erz dann in die obere Öffnung des Hochofens, der 40 bis 50mal am Tag fortlaufend mit Kalk oder gebrochenem Quarz, Erz und Holzkohle aufgefüllt wurde.
In den unteren Schacht des Hochofenstumpfes, wo die Temperaturen 1400-1600°C betrugen, ließ man ungefähr alle vier Stunden Roheisen und Schlacke ab. Die flüssige Schlacke erkaltete zu Aschenstein (Sinterstein) und wurde unter einem Wasserstrahl oder in einem Wasserbad zu Kies zerkleinert. Danach lies man das Eisen ab und leitete es in Formen, wo es zu Barren erstarrte. Das Roheisen war somit fertig und wurde mit der Pferdebahn zu den Schmieden am unteren Wasserfall gefahren. Dort wurde es zu Schmiedeisen verarbeitet, das dann normalerweise seinen Weg mit Schiffen über den Vänern See zum weiteren Export nach Göteborg fand.
Um die Jahrhundertwende 1900 entstand in Borgvik auch eine Holzwarenindustrie, zu der eine Dampfsäge, Schreinerei und Holzschleiferei für die Herstellung von Papiermasse gehörten. Zur gleichen Zeit ging die Bedeutung der Eisengewinnung zurück. Die Stabeisengewinnung wurde 1922 eingestellt und die Hütte niedergelegt Im zweiten Weltkrieg fiel der größte Til des Gebäudekomplexes der Abrissbirne zum Opfer. Heute gibt es noch den unteren Teil des Hochofens und die drei Gewölbebogen. Das rechte Bilde zeigt eine Ansicht über die Hütte aus der Zeit um 1900. Oben sind der Röstofen und der Hochofen zu sehen, vor dem die Gießerei liegt. Weiter unten am Wasserfall liegen das Haus des Hüttenwächters, das Maschinenhaus der Anblasmaschine und das Kraftwerk.

In einem kleinen schönen Restaurant genehmigten wir uns einen Kaffee und Kuchen. Man saß neben dem tobenden Wasser schön schattig unter einem Sonnenschirm. Thomas und Poll kamen dann auch irgendwann. Wir inspizierten die Umtrage für den nächsten Tag, kauften uns im Laden ein Eis und einen 6er-Pack Bier, und fuhren zurück auf unsere Insel. Dort wurde alles für die Nacht fertig gemacht und bei einem Lagerfeuer bis weit nach Mitternacht klang der Abend aus.

Die beiden auf der Rückfahrt aus Borgvik

Sonnenuntergang bei Borgvik

Der Zeltplatz mit super Feuerstelle (Balken zum Sitzen usw.)
       

6. Tag: entgegen der Strömung zur letzten Umtrage

Heute sind wir erst spät losgekommen, 10:50Uhr das kurze Stück bis an die Mole von Borgvik. An einem Wasserhahn wurden die Flaschen mit frischem Trinkwasser aufgefüllt. Im Laden wollten wir noch frisches Brot holen. Da der aber erst um 12:00Uhr öffnete mussten wir noch etwas warten. Steil ging es im Ort nach oben. Wieder im Wasser paddelten wir möglichst weit am oberen Anfang des Wasserfalls vorbei nach Norden unter Brücken hindurch gegen eine teilweise sehr starke Strömung über den Borgvikeälven zwischen Schilf auf den Lilla Värmeln.

gegen die Strömung im Borgvikeälven

Stillruht der See bei Vollesrud

unsere Begleiter beim Überholen

Ein letztes Mal ziehen wir die Boote über Land

Wir trafen die Beiden Bielefelder von vor 2 Tagen wieder, als Sie auf dem Weg nach Borgvik waren. Wir paddelt weiter und erreichten 16:00Uhr die letzte Umtrage. Ado und ich landeten direkt an einer Stelle, an der die Asphaltdecke der nahen Straße fast bis ins Wasser reichte. Einige kurze kräftige Zugbewegungen und das Boot war draußen. Auf den Kanuwagen geschnallt ging es zu Fuß in Richtung Björnöflagen. Das Wetter war recht heiß, so dass wir ganz schön ins Schwitzen kamen. Anfangs über Asphalt nach Gardsvik. Dort an einer Scheune rechts weg über eine Wiese leicht bergauf in den Wald. Dann linker Hand durch diesen bergauf und -ab nach Kisterud. Ein kurzes Stück nochmals über Asphalt, dann wieder links weg und runter ans Wasser nach Skepplande. Der Weg war sehr gut ausgeschildert.
Wo wollen wir übernachten?

Wir paddelten nach Süden auf die nächste Insel, auf der wir unsere Zelte aufschlugen. Ado war zwar von diesem Platz nicht begeistert, aber alle anderen hatten keine Lust weiter zu paddeln. Das Umtragen dauerte 1,5h und so erreichten wir die Insel gegen 18:00Uhr.

7. Tag: zurück zum Glafsfjorden

Kurz vorm Mittag sind wir mit gutem Rückenwind los über die relativ schmalen Seen Stömneflagan und Söljeflagan an der sehr schmalen Halbinsel Rävön vorbei nach Klässbol gepaddelt. Zwischendurch unterquerten wir die große Brücke der (175) mitten auf dem See. Dank des Windes sind wir überaus zügig vorangekommen. In Klässbol gingen wir an Land. Ado blieb bei den Booten.

wir vier auf einem potentiellen Zeltplatz für die nächste Tour

Unter der Brücke der (175) hindurch

Blick auf die Kirche von Göksbol

Klässbol, hier gingen wir einletztes Mal einkaufen
       

Es war wieder um die 30°C. Durch den Ort in einen recht großen Laden. Dort wurden die letzten Kleinigkeiten für den Abend und den nächsten Morgen gekauft. Ein Eis war auch noch drin. Bei den Booten zurück, wurde ein letztes Mal Wasser aufgefüllt.

Tipp:

Zum Wasserauffüllen sucht Euch in einen Ort mit einem größeren Bootsanleger oder einer Mole. Meist gibt es dort irgendwo einen Wasserhahn mit einem Stück Schlauch, aus dem Trinkwasser kommt.

 

Beim Essen am letzten Lagerplatz

Nach Klässbol paddelten wir weiter ziemlich weit draußen auf dem See vorbei an einer großen Bucht mit Blick auf eine schöne Kirche. Die letzte Nacht wollten wir auf der Insel Hungviksön verbringen. Leider standen schon 2 Zelte da. Wir fanden aber abseits des schönen Strandes auf der Nordseite der Insel noch ein sehr schönes Fleckchen mit Blick auf den See und die Insel Tjuvholmarna. Dort ging am Abend auch ein Feuer an. Da sich in der Hitze der letzten Tage unsere Margarine in ihre Bestandteile zerlegt hatte und einfach nicht wieder fest werden wollte wurde sie an diesem Abend ein Opfer der Flammen. Den letzten Abend genossen wir unmittelbar am Wasser, wieder bis in die späten Stunden hinein.

8. Tag: im Regen zurück nach Arvika

regnerischer Morgen

Beim ersten Öffnen der Augen schien wieder die Sonne. Da wir aber nur noch ca. 2h vor uns hatten blieben wir sehr lange im Zelt liegen. Irgendwann standen wir dann auf und frühstückten ein letztes Mal vorm Zelt. am Himmel zogen bedenklich aussehende Wolken auf. Über den See sahen wir die Regenfront herannahen. Wir verspannten noch schnell unsere Abdeckplane aus dem Boot zwischen 4 Bäumen und warteten ab. Es regnete zeitweise recht kräftig.

  Bei einigen Tees vergingen die Stunden. Gegen 14:00Uhr, als es etwas nachgelassen hatte, luden wir ein und paddelten los. Die Regenjacke mit Kapuze hielt den Regen ab. Nach 2 Stunden kamen wir im Touristcenter an. Leider hatte es zwischenzeitlich wieder kräftiger angefangen zu Regnen. Wir waren aber nicht die Einzigen. Die Boote wurden gesäubert alles wieder abgegeben und unser Gepäck in die Autos verladen. Wir verabschiedeten uns von Thomas und Poll, die gleich zurück wollten.
Torggatan in Arvika

In der Rezeption des nahen Campingplatzes buchten wir uns eine Hütte, die Hütte von der ersten Übernachtung war leider nicht frei. Wir fuhren danach nach Arvika herein und schauten uns dort noch etwas um, kauften einige Souvenire und gingen am Bahnhof und Hafen vorbei zum Auto zurück.

In der Hütte auf dem Zeltplatz von Arvika Nach einer heißen Dusche auf dem Campingplatz und einem ordentlichen Abendbrot (ähnlich einem Chilli Con Carne) packten wir unsere Moskitonetze aus und spannten sie so über die Doppelstockbetten, dass wir eine ruhige Nacht verbringen konnten. Der Regen hatte natürlich pünktlich bei Ankunft im Touristcenter wieder aufgehört und die Mücken wurden aktiv. Ein Rundgang über den gut besuchten Campingplatz zeigte, dass einige Leute unter Camping eine Zweitwohnung verstehen.

9. Tag: Rückreise über die Vogelfluglinie nach Deutschland

Heute morgen wurde nach langer Zeit wieder zeitig aufgestanden. Wir hatten eine lange Fahrt vor uns und starteten gegen 8:00Uhr. Bis kurz vor Mellerud, dort bogen wir erst mal rechts ab um den Viadukt von Haverud zu besichtigen.

Tipp:

Von Süden kommend fahrt dem Wegweiser folgend kurz nach Mellerud links ab und über Bränna, Asensbruk nach Haverud.
Von Norden fährt man am besten schon eine Kreuzung eher rechts ab über Skallerud und dann weiter. Bei Bränna kommt ihr dann auf die gleiche Straße.

Die Besichtigung lohnt sich für den, der sich etwas für Verkehr und Architektur interessiert.

Blick von der Autobrücke ins Dalsland

Viadukt von Helerud

die letzte Staustufe des Dalslundskanal

Weiter fuhren wir dann wieder die gleiche Strecke über Göteborg zurück bis nach Helsingborg. Dort kauften wir am Hafen die Tickets für die Fähren der "Vogelfluglinie".

Tipp:

Kauft unbedingt beide auf einmal, da Ihr dann einiges an Geld spart.

       
Fahrt auf die erste Faähre in Helsingborg

Ausfahrt aus dem Hafen von Helsingborg

Ankunft in Helsingbor

In die 1. Etage gings auf der 2. Fähre nach Puttgarden

Nach ca. 10min legte die Fähre ab. Es blieb nicht mal Zeit an Land noch ein gewisses Örtchen aufzusuchen. Nach 20min Fahrzeit erreichten wir das dänische Helsinggør. Jetzt durch die Stadt auf die Autobahn und schnurstracks an Kopenhagen vorbei, wieder über eine recht große Brücke, diesmal aber mautfrei über den Storstrøm auf Lolland. Sie hat eine Gesamtlänge von 3199m und dabei eine maximale Spannweite  von 136m. Viele kurze Balkenspannweiten und Bogenbrücke in der Mitte bilden die gesamte Brücke. In Rødbyhavn mussten wir diesmal etwas länger warten um auf die Fähre zu kommen. Die war sogar 2stöckig und es dauerte einfach etwas länger bis sie leer war. Wir hatten vorher schon befürchtet Probleme zu bekommen, da in den Nachrichten von Unwetterwarnungen und starkem Regen über Norddeutschland die Rede war. Es ging aber alles glatt, die Sonne schien und wir kamen gut in Puttgarden an. Von dort gemächlich auf die Autobahn um dann endlich wieder schneller vorwärts zu kommen. Um Hamburg durchquerten wir die Unwetterfront. Wir mussten z. T. bis auf 60km/h herunter um der Gefahr des Aquaplaning zu entgehen. Später ging dann alles gut weiter und wir erreichten nach 1050km am Abend Braunschweig.

Fazit der Fahrt:

Die Route über die Brücken ist interessant, aber wer sie einmal gemacht, hat und zu einer Zeit fährt, in der an den Fähren kein Andrang herrscht, kommt über die Vogelfluglinie ausgeruhter und schneller vorwärts. Günstiger ist es auch noch (Sprit gespart + Maut teurer als die Tickets)

 

Quellen:

Prospekt  Active (D) des Arvika Kanot & Touristcenter

www.itadventure.se/arvika.canoe
Arvika Friluftskarta
Unterlagen des Touristvereines von Arvika www.arvika.se
  (*) Bild entnommen von der Seite für alle Brückenfans www.brueckenweb.de
     
Nützliches

zum Anfang